Tschechien feiert Visegrad-Bündnis

Tschechien feiert in diesen Tagen gemeinsam mit den Nachbarländern Polen, Ungarn und der Slowakei ein Jubiläum: Vor 20 Jahren beschlossen die Staaten im Rahmen des so genannten „ Visegrad-Bündnisses“, sich auf dem Weg in die Europäische Union gegenseitig zu unterstützen.

Am morgigen Dienstag treffen sich die Regierungschefs aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei im historischen Parlamentsgebäude der slowakischen Hauptstadt Bratislava, um das 20-jährige Jubiläum ihres Bündnisses feierlich zu begehen. Kurz nach den politischen Veränderungen in Osteuropa beschlossen die Länder am 15. Februar 1991 die Gründung der so genannten Visegrad-Gruppe. Nach jahrzehntelanger kommunistischer Herrschaft waren die Bündnispartner wirtschaftlich gesehen am Boden und politisch nur Randfiguren im globalen Netzwerk. Als das Visegrad-Bündnis ins Leben gerufen wurde, gaben die Teilnehmer-Staaten als Ziel aus, wieder aufschließen zum westlichen Europa, sowohl in ökonomischer als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Namensgebend für das Bündnis zwischen Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei (das Bündnis wurde noch zu Zeiten der Tschechoslowakei begründet) war die ungarische Burg Visegrad, auf der die Gründung der Staatengruppe stattfand. Die Festung war bereits im Mittelalter Ort eines gemeinsamen Bündnisses.

Anfangs belächelt, konnten die Staaten des Visegrad-Bündnisses ihre Skeptiker schnell überzeugen. Mit dem Beitritt zur EU im Jahr 2004 und den Aufnahmen der Länder in die NATO und in den Raum des Schengener Abkommens wurden entscheidende Schritte zu einer Annäherung an Westeuropa erreicht. Heute ist in wirtschaftlicher Hinsicht vor allen Dingen Tschechien auf einem guten Weg: Die ersten EU-Länder in Südeuropa wurden bereits überholt. Das Nachbarland Slowakei zählte in den vergangenen Jahren zu den am stärksten wachsende Volkswirtschaften in Europa.

Eine durchaus stolze Bilanz, die sich nun zum 20. Jahrestag des Bündnisses durchaus sehen lassen kann. Anlass zur Freude und zum Feiern ist für die Regierungschefs in Bratislava also durchaus gegeben. Der 20. Geburtstag des Bündnisses fällt in eine Zeit, in der innerhalb der EU nach den richtigen Schritten für eine Zukunft gesucht wird. Durch das Jubiläum von Tschechien und seinen Partnerländern wird die Europäische Union wieder an die Zeiten erinnert, als sie selbst eine Gemeinschaft innerhalb Europas anstrebte, in denen Länder die gleichen Ideale und Ziele verfolgen – so wie vor 20 Jahren Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei, als sie auf Burg Visegrad ihren Traum von Europa gemeinsam definierten.