Bundespräsident Christian Wulff (CDU) ist nun zwar schon seit dem 30. Juni dieses Jahres im Amt, hatte aber erst am heutigen Montag die Gelegenheit, seinen offiziellen Antrittsbesuch in Tschechien zu absolvieren. Damit fehlt nun nur noch Dänemark als einziges Nachbarland, in dem Christian Wulff noch nicht als Bundespräsident zu Gast war. Umso wichtiger waren jedoch die Themen, die Christian Wulff bei seiner Tschechien Reise in die Hauptstadt Prag im Gepäck hatte und mit seinem Amtskollegen Vaclav Klaus zu besprechen hatte. Vaclav Klaus gilt als politischer Hardliner und entschiedener Gegner der EU-Gemeinschaftswährung, weshalb der Euro in Tschechien bis heute noch kein Thema ist.
Vor den offiziellen Gesprächen stand jedoch die Begrüßung von Bundespräsident Christian Wulff auf dem Programm. In der Prager Burg wurde das deutsche Staatsoberhaupt standesgemäß mit militärischen Ehren empfangen. Neben dem Euro, dessen zeitnahe Einführung in Tschechien sich Christian Wulff ausdrücklich wünschte, war der Blick auf die deutsch-tschechische Geschichte eines der wichtigsten Themen bei der Tschechien Reise des Bundespräsidenten. In Tschechien sorgte im Frühjahr eine einheimische Dokumentation mit dem Titel "Töten auf tschechisch" für viel Aufregung, in der die Vertreibung von Sudeten-Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei beleuchtet wurde. Vaclav Klaus weigerte sich bisher standhaft, dieses düstere Kapitel der tschechischen Geschichte aufzuarbeiten, was ihm in seiner Heimat nicht nur Sympathien einbrachte.
Christian Wulff versicherte seinem Gegenüber, dass die Nachkriegsverbrechen der damaligen Tschechoslowakei "nicht mit dem Nazi-Regime im Dritten Reich" gleichzusetzen seien, appellierte aber auch an Vaclav Klaus, sich der historischen Verantwortung zu stellen und damit dem deutschen Beispiel zu folgen. Bis heute warten die aus der Tschechoslowakei vertriebenen und entrechteten Sudeten-Deutschen bzw. deren Nachfahren auf Wiedergutmachung - sofern dies überhaupt möglich ist. Sowohl Christian Wulff als auch Tschechiens Staatspräsident Vaclav Klaus zeigten sich erfreut über den Verlauf der Gespräche, so dass die Tschechien Reise des Bundespräsidenten in Prag durchaus als politischer Erfolg gewertet werden kann.
Kai Rebmann
Datum: 22.11.2010
Folgen auf Facebook oder Google+
Keine Kommentare